22.04.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 31: Die Maske fällt


Maskenkönig vs. Lukas + Lyra + Morro


Hinter dem Fenster, durch das der Maskenkönig geschleudert wurde, lag ein See. Vor 40 Jahren war dort noch ein Friedhof, doch nachdem Rondar das Schloss übernommen hatte, ließ er die Gräber verlegen, sodass er sie nicht mehr ansehen musste. Zurück blieb eine große Grube, die sich über die Jahre mit Wasser gefüllt hatte. Jetzt war sie wegen der kalten Temperaturen gefroren. Die drei Kinder schritten vorsichtig über das Eis, bemerkten jedoch schnell, dass es fest genug war, um darauf unbesorgt zu laufen. An der Stelle, an der der Maskenkönig aufgekommen war, konnte man kleine Risse im Boden erkennen. Schwerfällig, vermutlich eher durch die Eisenrüstung als wegen ernster Verletzungen, erhob er sich, und sah, mit wutverzehrtem Gesicht hinter der Maske, zu seinen Gegnern. Langsam, mit der Dramatik willen stetig lauterer Stimme, rief er: "Ich werde mich nicht länger von einer Horde Kindern demütigen lassen!"
Auf einmal mit enormer Geschwindigkeit griff er nach seinen Schwertern und attackierte die Kinder, welche in letzter Sekunde ihre Klingen zogen oder ausfuhren. Zu dritt konnten sie ihren Feind ziemlich gut in Schach halten. Immer wieder flogen die Waffen gegeneinander, ohne das jemand etwas erreichen konnte, bis es dem Maskenkönig gelang, Lyra zurückzustoßen. Er nutzte daraufhin die Klinge in der Hand im Eisenhandschuh, um die anderen beiden auf Abstand zu halten, und zog mit der Knochenhand den Wasserkristall aus seiner Rüstung, um Lyras Füße am Eisboden festzufrieren. Sie versuchte ihr bestes, um sich zu befreien, schaffte es aber nicht. Sein zweites Schwert wieder zur Hand nehmend konzentrierte der Herrscher der Phantomreiter sich nun auf die verbleibenden Gegner, bis es ihm auch noch gelang, Morro auf die gleiche Weise kampfunfähig zu machen. Lukas steckte all seine Willenskraft und Körperstärke in das folgende direkte Duell, doch er war dem erfahrenen Krieger schlichtweg nicht gewachsen.
Dieses Mal hielt er länger stand, seine Abwehr hielt aber dennoch nicht lang und schnell fand er sein Schwert fortgeschleudert in der Eisdecke. Es war ein glücklicher Zufall, dass in dem Moment, als der Maskenkönig einmal mehr zum vernichtenden Schlag ausholen wollte, das Portal durch Mascrow zerstört wurde. Der Phantomreiter vor ihm hatte mehr Kraft aus der Energie geschöpft, die es antrieb, als alle anderen, und zum ersten Mal seit Jahrzehnten fühlte er Sterblichkeit... Lukas verschwendete keine Zeit und rannte zur nächstbesten Waffe, um sich wieder verteidigen zu können. Diese war, so riskant es klingen mag, die Rüstung des abgelenkten Maskenkönigs. Er riss den Feuerkristall heraus und brachte sich auf Abstand, um dem Angriff seines Feindes zu entgehen. "Ich glaube jetzt weiß ich, wie das funktioniert.", offenbarte der Junge und schoss eine Feuersalve auf den Maskenkönig. Dessen Mantel ging in leuchtenden Flammen auf, er stolperte rückwärts, wobei das Eis unter ihm schmolz, und brach durch den Boden. Wenige Sekunden später, und diese Sekunden fühlten sich wie Tage für die Kinder an, tauchte die Rüstung des Maskenkönigs auf. Er steckte nicht mehr darin!
Lyra und Morro jubelten; Lukas konnte es kaum fassen. Plötzlich erschien auch die Maske des längst toten Kämpfers an der Oberfläche. Mit einer Stimme, die zum Morden gereicht hätte, und einem grinsenden Ausdruck krächzte das verfluchte Objekt: "Jetzt werdet ihr sterben!" Hätten die Kinder sich nicht bereits fast zu Tode erschreckt, als die Maske gesprochen hatte, hätten sie es getan, als ein umgedrehter Strudel sich aus dem Wasser erhob, auf dem, mit dem Wasserkristall in der Hand, der Maskenkönig thronte. Ab diesem Punkt, da er nun demaskiert war, werde ich ihn Graudonox nennen, denn wenn es sich nicht schon zuvor abgezeichnet hatte, erkannte man an dem Totenschädel, der bei anderen Phantomreitern von der Kaputze verborgen wurde, deutlich die Gesichtszüge des in der Schlacht am Heulenden Berg von Ethera ermordeten Hexenmeisters. Da er den Umhang ebenfalls abgeworfen hatte, bekamen die Kinder die einmalige Chance, einen Blick auf den Körper von Phantomreitern zu erhaschen, und wünschten sich, es nicht sehen zu können: Ihr Körper war der eines furchtbar entstellten Skeletts, an dem seltsame Schleier hängen, die mit der zweiten Hautschicht von Menschen zu vergleichen sind.
Die vom Auftauchen erzeugten Wellen stießen Lukas den Feuerkristall aus der Hand und brachen mit gewaltiger Kraft den Rest des Eises, wobei die Schollen von Lyra und Morro an den Rand gespült wurden, ohne dass sie es verhindern konnten. Graudonox schrie wütend über den Anblick von Lukas, der mit großen Schwierigkeiten von Scholle zu Scholle sprang, um seinen Angriffswellen, hier im Sinne von Wellen, die er auf den Jungen schleuderte, später wurde der Begriff nach diesem Ereignis auch zur Beschreibung von einer Reihe an Angriffen in Folge verwendet, auszuweichen, was ihm gerade so gelang. Lukas konnte nicht schwimmen, weil man sich nie die Mühe gemacht hatte, es ihm beizubringen. Sein Ziel war die Rüstung mit den Kristallen, die im Wasser hin- und hergeschwemmt wurde. Er entwickelte in seinem Kopf einen verrückten Plan, was er tun würde, wenn er sie erreichen könnte, aber der Weg wurde ihm ein ums andere Mal abgeschnitten. Letztlich gelang es Morro, der mit seinen Armen paddelte, um die Scholle wie ein Boot zu benutzen, die Rüstung zu erreichen und sie im toten Winkel des Hexenmeisters zu Lukas zu schieben.
Als sie sich endlich trafen, zog Lukas sofort den Schwerkraftkristall aus der Rüstung und nutzte ihn, um einen riesigen Haufen großer Steine aus der Burgmauer zu ziehen. Er positionierte sie gerade noch rechtzeitig über Graudonox, dann schleuderte eine riesige Welle ihn an den äußeren Rand des Sees. Ohne von dem Kristall kontrolliert zu werden fielen die Steine auf den Herrn der Phantomreiter nieder, drückten ihn mit gewaltiger Geschwindigkeit ins Wasser, brachen sogar trotz dem Widerstand des Wassers durch den dünnen Seeboden und begruben Graudonox in den Katakomben unter sich. Sein erneut gestorbener Körper verschwand in einer Rauchwolke und wurde nie mehr gesehen. Das Wasser floß in die unterirdischen Höhlen ab und die Grube wurde trocken gelegt. Auch die zwölf Kristalle inklusive der Rüstung rollten in das Loch. Die einzelnen Schollen blieben am Boden der Grube liegen. Lukas griff sein Schwert und wollte seine Freunde freischlagen, aber Lyra riet: "Wir kommen schon irgendwie frei; du musst die Kristalle sichern!" Also griff sich der Junge die längste Ranke, die er erblicken konnte, und seilte sich in die Höhle ab.

Ein Beitrag von Justin(23)

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