18.03.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 26: Herren des Schlachtfelds


Mascrow erläutert seinen Plan


Erst kurz vorm Sonnenaufgang kam Lukas aus dem Moor zurück. Morro hatte Mascrow bereits, wie abgesprochen, geweckt. Lyra wollte Indra gerade wecken, als sie von Lukas´ Auftritt abgelenkt wurde. Während Mascrow ihn fragte: "Wo bist du denn gewesen, Junge?", ging Lukas direkt auf ihn zu und zeigte ihm den Materienkristall. "Ist das tatsächlich deiner?", wollte er mit ernstem Ton wissen. Mascrow kam schnell über sein anfängliches Erstaunen hinweg und erklärte: "Er war ein Erbstück der Königsfamilie von Dormina, das nach dem Tod des letzten Herrschers in den Besitz menschlicher Forscher überging. Seit ich Dormina als Fürst vorstehe, steht er mir rechtmäßig zu. Ich habe ihn mir vor einigen Wochen geholt, um die steigende Kriminalitätsrate in meinem Reich unter Kontrolle zu bekommen." Lukas reichte ihm den Kristall und sagte: "Dann glaube ich dir, aber wenn du uns hintergehst, wirst du es bereuen!" Mascrow sah ihm mit festem Blick in die Augen und griff ruhig nach dem Edelstein. Er drehte sich um und sah über die weite Ebene auf die Gnittaburg. "Mascrow...", setzte Lukas noch nach. "Lügnern vertraut man nicht!"
Der Angesprochene nickte, sah noch einmal zur Festung und ordnete daraufhin an: "Weckt eure Freundin, es wird Zeit, dass ich euch in meinen Plan einweihe." Lyra weckte Indra vorsichtig auf und ging mit ihr zu Mascrow zurück, der ein Blatt Papier auf dem Boden ausgebreitet hatte, welches schachfeldartig mit jeweils acht Quadraten in jeder Zeile und Spalte bemalt war. Er zog eine Box aus seiner Manteltasche, in der sich 32 kleine, eigenaritge Spielfiguren befanden. "Sagt euch das Strategiespiel 'Herren des Schlachtfelds' etwas?", fragte er in die Runde, womit er nur Kopfschütteln erntete. Also erklärte er: "Es ist eine Abwandlung des hoffentlich bekannten Schachspiels, welche sich in Dormina größter Beliebtheit erfreut. Aufgrund anderer Anzahl und Eigenschaften der Figuren basiert es mehr auf Risiko und Opferbereitschaft. Das Ziel ist es, den Heerführer des Gegners zu schlagen, welcher sich diagonal beliebig viele Felder bewegen darf, und nicht haltmachen muss, wenn er eine andere Figur schlägt. Er darf sich aber gar nicht erst in eine Richtung bewegen, wenn eine eigene Figur ihm früher oder später im Weg steht. Der Heerführer stirbt am Ende, das ist die Regel. Der Heerführer stirbt immer!"
Er nahm zwei Holzfiguren, eine rote und eine schwarze, aus der Schachtel, die wie Kommandeure aussahen, und stellte sie an die Stelle, an die sonst der König gehört. Dann zeigte er weitere Figuren: jeweils vier schwarze und rote Kinder, die er in die Mitte der zweiten Reihe jeder Seite stellte, jeweils acht schwarze und rote Krieger, welche er quadratisch in jeder Ecke platzierte, jeweils zwei schwarze und rote Pferde, die an die Positionen der Läufer kamen, und jeweils einen schwarzen und roten Spion, dargestellt als Finsterlinge, welche die Position der Damen einnahmen.
Als das Feld besetzt war, erläuterte Mascrow die Eigenschaften der Figuren: "Die Kinder können sich pro Zug zwei Felder in eine beliebige Richtung bewegen, sie dürfen nur Krieger schlagen! Die Krieger dürfen in jedem Zug einen Schritt nach vorne gehen, egal ob gerade oder diagonal. Die Pferde sind in jeder Runde gezwunden, einen Dreierschritt mit einer Kurve zu machen, wobei sie, sollten sie auf feindliche Krieger stoßen, automatisch besiegt werden. Der Spion kann sich auf jedes unbesetzte Feld stellen, unabhängig von dem zurückzulegenden Weg. Da er aber selbst keine Figuren schlagen darf, wird er meist zur Absicherung anderer Figuren verwendet."
Nachdem er seine Ausführungen beendet hatte, nahm er die schwarzen Kinder und den gleichfarbigen Spion sowie die roten Krieger und Pferde vom Feld, bevor er anmerkte: "Unsere aktuelle Position gleicht einer eher seltenen Spielstellung, die allgemein als 'Finaloffensive' bezeichnet wird. Sie bedeutet keinesfalls eine sichere Niederlage für das rote Team, vielmehr haben die übrigen Figuren so die Möglichkeit, entweder einen 'Frontalsturm', einen Angriff auf Reihen von Feinden, der am Ende das Alleinstehen des Heerführers bezwecken soll, oder eine 'Unterwanderung', also einen Schleichangriff an den gegnerischen Linien vorbei direkt auf den Heerführer, durchzuführen. Es wäre für uns klüger, eine Unterwanderung in Betracht zu ziehen. Wenn wir uns an den Wachen vorbeischleichen und den Maskenkönig als Geisel nehmen, haben wir sie in der Hand." Die vier Kinder zeigten ihm, das sie den Plan verstanden haben, und stimmten selbstsicher zu, als er fragte, ob sie dazu bereit seien. "Sehr gut.", lobte Mascrow. "Wir stürmen die Ebene, sobald die Sonne so steht, dass sie die Phantomreiter blendet, die in unsere Richtung schauen. Es muss lautlos und schnell gehen. Das Endspiel hat begonnen!"

Ein Beitrag von Justin(23)

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