11.03.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 25: Der Wert von Vertrauen


Lyra versucht, Mascrow von den anderen fernzuhalten.


Es war bereits Nacht, als die fünf das Moor verließen. Aus ihrer Position sahen sie von einem hohen Abhang aus einiger Entfernung auf die Gnittaburg herab. Zwischen ihnen und der Festung lag eine weite Ebene, auf der sich etwa ein Dutzend Phantomreiter auf ihren Pferden verteilt hatten, um den Seiteneingang zu bewachen. Mascrow hatte mit all seinen Vermutungen Recht gehabt: Die Phantomreiter hatten das Schloss übernommen, und dieses Tor war tatsächlich das am schlechtesten bewachte. "Da ist es also, das Schloss des Drachentöters. Wir sollten uns für den Rest der Nacht schlafen legen, es halten immer zwei von uns Wache. Wenn wir entdeckt werden, wecken die Wachen die anderen auf und wir flüchten zurück ins Moor. Dorthin werden sie uns nicht folgen! Morgen früh werde ich euch in meinen Plan einweihen, eure Burg zurückzuerobern. Lukas, wir beide fangen an. Lyra und Morro, ihr übernehmt in ein paar Stunden. Indra, zum Morgengrauen schiebst du mit mir die letzte Wache." Alle nickten, dann begannen sie, ihr Lager aufzubauen.
Als Lyra, Morro und Indra sich bereits hingelegt hatten, kam Lukas zu Mascrow an das von diesem mit Alchimagenkunst entfachte Feuer. Es brannte hell, wechselte aber regelmäßig zwischen unauffälligen Farbtönen. Lukas sah diesem Effekt eine Weile zu, bevor er fragte: "Wenn dieser Krieg vorbei ist, hättest du dann eventuell Zeit, mir ein paar dieser Tricks beizubringen?" "Du bist doch ein Zauberer. Wofür solltest du sie brauchen?", hackte Mascrow verständnislos nach. Lukas, plötzlich an seine zum Auffliegen verdammte Lüge erinnert, antwortete schnell: "Ach, ich bin einfach nicht so gut wie Lyra und Morro, meine Vorfahren sind alle in die Menschenwelt gezogen, und darunter leiden die Kräfte von Generation zu Generation." Der Fürst von Dormina nickte. "Wenn dieser Krieg vorbei ist, werde ich sehen, ob ich die Zeit dafür finde." Sie unterhielten sich eine Weile über alles mögliche, über die Herrschaft in Dormina, die Kriegsführung der Menschen, die Aufstände der Finsterlinge und was ihnen sonst noch einfiel. Lukas' Bewunderung für den mysteriösen Krieger wuchs nur noch mehr, als er bemerkte, womit er sich alles auskannte. Er fragte auch nach seiner Rolle in der Schlacht am heulenden Berg, doch er behauptete weiterhin, alles darüber vergessen zu haben.
Einige Stunden, nachdem Lyra und Morro die beiden abgelöst hatten, wurde Lukas von jemandem aus dem Schlaf gerissen. Er erkannte nicht, wer es war, doch die Person schien ihn aus dem Schatten in den Wald locken zu wollen. Lukas zog vorsichtshalber sein Schwert und folgte der Gestalt. Kaum waren die Bäume um sie herum dichter geworden, entflammte sie ein kleines Licht mit einem Zauberstab. Nun erkannte er, dass es Lyra war, die etwas unter ihrem Umhang versteckte. "Lukas, gib mir eine ehrliche Antwort.", forderte sie. "Traust du Mascrow?" "Natürlich!", entgegnete er verdutzt. "Wieso tust du es nicht?" Lyra sah enttäuscht zu Boden: "Ich würde ihm gerne vertrauen, aber seine Geschichte ergibt keinen Sinn! Er wusste, dass Rondar als der Drachentöter bekannt ist, folglich hat er die Schlacht am heulenden Berg nicht vergessen. Der wahre Grund, warum er uns nichts darüber erzählt, ist, dass wir nichts falsches denken sollen. Entweder schämt er sich dafür, oder wir sollen nicht wissen, was er tatsächlich plant." "Ich kann dir nicht ganz folgen.", gab Lukas zu. Lyra seufzte und erklärte: "Lukas, er hat auf der Seite von Ethera gekämpft."
Trotz des schwachen Lichts konnte Lyra sehen, wie die Augen von Lukas groß wurden. "Und du glaubst, er wird uns verraten?", wollte Lukas wissen. Lyra entgegnete: "Jedenfalls können wir uns nicht ausnahmslos auf ihn verlassen. Du solltest dir merken..." An dieser Stelle machte sie eine Pause, um ihren Worten mehr Ausdruck zu verleihen. "Viele dort draußen versuchen, ihr wahres Gesicht zu verbergen, und nur wenige tun es ohne Grund!" Lukas schüttelte seinen Kopf: "Wir haben keine andere Wahl, als Mascrow zu vertrauen. Ohne ihn haben wir nicht die geringste Chance!" "Du glaubst mir immer noch nicht, oder?", fragte Lyra. "Vielleicht kann dich das überzeugen." Mit diesen Worten holte sie den Gegenstand hervor, den sie die ganze Zeit unter ihrem Umhang gehalten hatte. Es war der Materienkristall. "Ich habe ihn in seiner Manteltasche gefunden, als er sich schlafen gelegt hat. Du kannst ihn für mich zurückbringen, wenn du möchtest." Dann ließ sie ihren Freund allein mit dem Kristall im Dunkeln stehen.

Ein Beitrag von Justin(23)

zurück