08.07.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 42: Die Rettungsmission


Alle, die noch frei sind, machen sich auf, um Wintus zu befreien.


Hätte das ewige Dunkel die Zeit nicht während der Sonnenfinsternis angehalten, wäre es wohl Mittag gewesen, als die letzten, die den Urschatten entkommen waren, in der Menschensiedlung aufliefen. Mit einem gewaltigen Vorrat an Lichtbomben und Stellas Explosionsflüchen gelang es, die Feinde vom Hauptplatz zu vertreiben. Das Zauberteam, bestehend aus Stella, den Feen, Gollbard und Kasper, begann mit den Vorbereitungen des großen Bannzaubers. Ihre Aufgabe bestand darin, den Symbolkreis von der Schriftrolle um den Brunnen auf den Boden zu malen, jedem eine Kerze vorzubereiten, den Brunnen als Gefängnis zu kennzeichnen und bis zur Rückkehr des Rettungsteams jegliche Monster vom Platz fernzuhalten. Dieses sollte inzwischen möglichst viele Geiseln aus dem Schloss von Alkanor befreien.
Seltsamerweise stand das große Haupttor der Burg offen. "Das ist definitiv eine Falle!", stellte Crey fest. "Wir haben keine Wahl.", sagte Rondar bedauernd. "Wir gehen als Gruppe herein. Bei jeder Wegabzweigung teilen wir uns auf, jede Gruppe besteht aus der Hälfte. Sobald jemand den Ort findet, an dem die Gefangenen versteckt sind, ruft er die anderen hiermit zu sich." Er reichte jedem eine Rufbombe, mit der man eine beinahe unbegrenzte Anzahl Personen zu sich rufen kann. "Vermeidet unter allen Umständen Kontakt mit dem ewigen Dunkel, und verlasst die Festung sofort in Richtung des Dorfplatzes, wenn die Geiseln befreit sind. Lasst euch nicht umbringen, das ist ein Befehl!" So eilten alle hinein.
Es dauerte nicht lange, bis sie sich das erste Mal trennen mussten, dann das zweite Mal, und nach etwa einer halben Stunde huschte Lukas allein durch die Gänge. Er hatte bereits eine Geisterfeier und einen Raum voller 'Dunkle Ritter'-Fallen überstanden, aber als er in eine Halle mit einem Dutzend schlafender Knochenwölfe kam, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken; niemand hatte ihm gesagt, wie diese Wesen besiegt werden könnten. So versuchte er, einfach zwischen ihnen durch zu schleichen und sie nicht aufzuwecken. Ihm wurde allerdings zum Verhängnis, dass die Biester mit den rot leuchtenden Kugeln am Schweifende Fleisch auch im Schlaf wittern konnten. Und der eine, der aufwachte, weckte mit seinem markerschütterndem Bellen die übrigen. Lukas zog sein Schwert und schlug dem Schreihals den Kopf ab, doch das Knochengestell setzte sich in Sekundenschnelle wieder zusammen, und gemeinsam drängten ihn die Wölfe in die Ecke.
Sie hätten ihn in Fetzen gerissen, wenn nicht plötzlich von oben scharfe Eisenfedern auf die roten Kugeln geschleudert worden wären, was zur Folge hatte, dass sie gleichzeitig zu Staub zerfielen. Eagleclaw ließ sich von der Decke fallen. "Wenn du die Schwachstellen deiner Gegner nicht kennst, wirst du hier drinnen umkommen, Lukas.", sagte er, während er ruhig seine Waffen wieder aufsammelte. Nachdem der Angesprochene sich von dem Schreck erholt hatte, hob er sein Schwert auf und richtete es auf die Vogelkreatur. "Gehörst du jetzt auch zu seinem Gefolge?", fragte Lukas ironisch. "Ich wurde mittlerweile ziemlich oft verraten, Junge, und ich habe mich noch an jedem gerächt! Ich will euch helfen, den Schatten zu besiegen und euren Freund zu retten." "Erwartest du ernsthaft, dass ich dir das glaube? Warum sollte ich dir je wieder etwas glauben?", meinte das Kind, und schlug mit seiner Waffe gegen den Eisenponcho. Das Schwert wäre daran wieder zersplittert, doch im letzten Moment fing der Fürst von Dormina es mit der Eisenhand ab.
"Weil ich eure einzige Hoffnung bin.", behauptete er. Anstatt die Klinge wegzuschieben, führte er sie langsam an seinen Hals. "Du musst erkennen, wo dein Feind verwundbar ist.", wiederholte er. Dann ließ er die Waffe los. Lukas hielt sie an dem Ort, wo er sie hingezogen hatte. "Schlag zu, wenn du glaubst, dass ich dir schaden will.", gestattete Mascrow. Lukas wollte es tun. Wie sehr hatte er sich das die letzten Tage gewünscht? Aber nun, da der Zeitpunkt gekommen war, konnte er es nicht. Einen Moment rang er mit sich selbst, dann senkte er das Schwert mit vernehmbaren Knurren. Jetzt lächelte Eagleclaw freundlich und streckte dem Jungen seine fleischliche Hand entgegen: "Was sagst du? Partner?" Lukas funkelte ihn wütend an, schüttelte den Kopf und antwortete kalt: "Nein, nie wieder!" Er verließ die Halle in Richtung des rechten Ganges. Gerade wollte er die Tür öffnen, als er Mascrow hinter sich lachen hörte: "Das ist der falsche Weg!" Lukas drehte sich zu dem überlegen grinsenden Fürsten um. Er stöhnte: "Na schön, Besserwisser, dann hilf mir halt." Hilfsbereit lächelnd ging die Vogelkreatur voran.
Rondar, der sich bereits zuvor durch die verworrenen Gänge navigieren musste, fand den leeren Thronsaal als erster. Ihm bot sich ein Bild des Horrors: Die Treppe am Podest, auf dem der Thron stand, war aus versteinerten Menschen gebaut. Als die einzige Bronzefigur stach ich am hinteren Außenrand der Treppe besonders heraus. Bevor er eine Möglichkeit hatte, um die Rufbombe zu zünden, erschienen Lukas und Mascrow im Saal, und gleichzeitig blitzen sich auch die Schnittler von den oberen Etagen, aus denen der Thron zu sehen war, herunter. Diese übernahmen das Herbeiholen der anderen, während Rondar sich an Eagleclaw wandte: "Weißt du, wie man sie befreien kann?" "Ich bin mir nicht sicher, aber ich schätze, das Wintus eine Stütze für den ganzen Rest bildet. Wenn wir ihn aus seiner Position sprengen, fällt der Rest zusammen, dadurch müsste der Fluch aufgehoben werden.", antwortete er.
"Ich hoffe für dich, dass du Recht hast.", sagte Rondar, und tat das Empfohlene. Tatsächlich funktionierte es. Die Treppe fiel zusammen und die Versteinerten erwachten aus der Trance. "Alle sofort raus hier!", befahl Nightmare gebieterisch, und sobald sich die Menschen aufrichten konnten, rannten sie aus der Halle. Unser Team machte dasselbe, wobei Rondar mich stützte, da ich etwas länger brauchte, um zur Besinnung zu kommen. Eagleclaw schloss zu mir auf und hielt mir wortlos, mit unsicherem Gesichtsausdruck, meinen Zauberstab hin, den er vom Ende der Welt geborgen hatte. Es sollte eine stille Entschuldigung sein; für mehr blieb keine Zeit! So gelangten wir alle wieder in den Vorhof, und liefen direkt in die erwartete Falle.

Ein Beitrag von Justin(23)

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