10.06.2016

Projekt Eagleclaw Kapitel 39: Übermächtiger Feind?


Wintus wird zum ewigen Dunkel geführt.


Mitten in der Dunkelheit der heraufziehenden 'ewigen Apokalypse' stand ich, zurückgelassen von den Flatterrattatten, vor dem neuen Schloss des Oberbösen, wie ich es jetzt verkürzt nennen möchte. Eagleclaw, etwas weiter vorne abgesetzt, schloss zu mir auf: "Sollen wir eintreten? Wir wollen doch unseren Termin nicht verpassen, oder?" Ich warf ihm einen abfälligen Blick zu. Hatte er es immer noch nicht verstanden? Mein Mitleid vergessend schwang ich seinen Stab, den mir die Feinde aus irgendeinem Grund gelassen hatten, und schlug ihm die Beine weg, sodass er ein weiteres Mal zu Boden fiel. Ich eilte in die einzige Richtung davon, die mir eine Möglichkeit gab, etwas zu erreichen: zum Nebeneingang der Burg. Eagleclaw machte keine Anstalten, mich zu verfolgen. Er ging einfach durch den Haupteingang, als wäre nichts gewesen.
Der Geheimgang, durch den ich auch den damaligen Angriff geleitet habe, führte durch Ecken und Winkel, Treppen herauf und herunter, und endete in einem Raum, von dem aus ich den Thronsaal des Oberbösen im Blick hatte. Es hatte sich in eine derartig wunderbare Position für einen Hinterhalt gebracht, dass es nur eine Falle sein konnte. Aber was blieb mir anderes übrig? Ich stieg vorsichtig und leise auf das Geländer und richtete meine Waffe aus. Ich nahm einen tiefen Atemzug... und sprang. Ich flog etwa zwei Sekunden, dann hing ich reglos in der Luft. Der große Schatten lachte fürchterlich: "Und ich dachte schon, der Tag könne nicht noch besser werden!" Nur aus Spaß ließ er die Luft an der Stelle, wo ich bewegungsunfähig festsaß, explodieren. Er löste den Griff und ich wurde gegen die Wand geschleudert.
"Wintus der Stürmische. Wie lang habe ich darauf gewartet, dir endlich in deiner Dimension persönlich gegenüberzustehen... Ist dir schon meine neue Allmacht und die dazugehörige Unsterblichkeit aufgefallen?" "Ich wollte dir gerade ein Kompliment dazu machen.", entgegnete ich sarkastisch, was es nur noch mehr zum Lachen brachte: "Du hast zu viel Zeit mit Nighty verbracht, mein Freund." Auf mein verdutztes Gesicht fuhr es fort: "Dachtest du etwa, ich hätte dich nicht beobachtet? Weißt du, wie langweilig ein lebenslanger, in meinem Fall also ein unendlicher, Aufenthalt in der Bannwelt ist? Ich hatte Zeit, oh ja, und ich habe sie genutzt. Ich weiß jetzt alles über jeden, der mir gefährlich werden kann. Generationen deiner Vorfahren haben den selben Kampf geführt wie du, wissend, das sie eines Tages verlieren würden. Hast du das etwa nicht gewusst?" Er versuchte die gleiche Taktik wie Lukas' Onkel, als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen hatte, um meinen Widerstand zu brechen. Weißt du, was das bedeutet, Wintus? Meine Herrschaft ist unangefochten!"
"Da ich noch lebe, musst du etwas von mir wollen.", stellte ich fest. "Die Übernahme der Welt macht keinen Spaß, wenn sich dir niemand entgegenstellt!", jammerte es. Aber dann fand es wieder zur erheiterten Stimmlage zurück. "Du hast natürlich Recht. Du musst verstehen... Diese Welt ist schön und gut, aber nachdem ich so lange auf winzigstem Raum gefangen war, sehne ich mich nach möglichst viel Raum zum Austoben. Allerdings hält mich, wann immer ich versuche, den Grenzen des Luftraums zu entfliehen, irgendeine Kraft zurück, die ich nicht überwinden kann. Was weißt du darüber?" "Die Anpassung der Schwerkraft...", murmelte ich. Offenbar war ich zu laut: "So nennt sich das? Und was kann ich dagegen tun?" "Du bist wahnsinnig, wenn du glaubst, dass ich dir helfe!", hielt ich ihm vor, doch auch das stoppte sein Lachen nicht: "Wahnsinnig bin ich so oder so! Aber ich habe Erfolg damit. Sei ehrlich, hast du dich nie gefragt, was hinter den Lichtern am Nachthimmel liegt? Ich kann es dir zeigen! Alles, was ich brauche, ist diese eine Antwort." Ich schüttelte den Kopf: "Niemals!"
"Du machst das so viel schwieriger, als es seien müsste. Aber ich kann warten. Ich kriege diese Antwort aus dir heraus, es ist nur eine Frage der Zeit!", drohte der Schatten. Jetzt betrat Eagleclaw den Saal: "Und was ist mit mir?" "Ach ja, genau, Eagleclaw... Was hatte ich dir nochmal versprochen?", tat das Oberböse unwissend. Der Fürst von Dormina funkelte ihn nur wütend an. "Die Kraft, durch die Zeit zu reisen, ist sehr komplex.", rechtfertigte es sich. "Der Raum lässt sich in kleinste Partikel teilen, und diese Partikel kannst du mit dem Kristall kontrollieren. Es gibt hingegen nur eine große, allgemeine Zeit, die du in ihrem ganzen Ausmaß begreifen musst. Ich kann dir diese Macht geben, und ich will mein Wort halten. Aber würdest du sie jetzt nutzen, hätten all die armen Schurken da draußen nicht die Möglichkeit, es sich einmal gut gehen zu lassen; sie würden alle wieder eingesperrt sein. Sobald sie sich einig sind, dass sie damit leben könnten, werde ich meinen Teil der Abmachung einlösen. Und bis dahin darfst du einer von uns sein! Wir nehmen dich gerne in die Feierlichkeiten auf."
"Das war nicht unsere Abmachung!", widersprach Eagleclaw aufgebracht, doch es griff mit seiner gewaltigen Hand nach seinem unterlegenen Gegenüber und rief wütend: "Jetzt ist sie es aber! Sind alle Bewohner dieser Welt so unkooperativ?" Ohne irgendwelche Anstrengung warf es Eagleclaw durch den Gang hinfort. Er kam nicht zurück... "Wenn ich der Party zu lange fernbleibe, bekommen meine Untertanen vielleicht blöde Ideen. Du entschuldigst mich?" Wandte er sich nun wieder mir zu. Ohne das ich etwas dagegen tun konnte, verwandelte er meinen Körper in eine Bronze-Statue und verließ den Raum.

Ein Beitrag von Justin(23)

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